Berufs- und Studienorientierung sind wichtige Aufgaben der Bundesagentur für Arbeit. Diesbezügliche Veranstaltungen unterscheiden sich allerdings in wesentlichen Punkten von klassischen Beratungsgesprächen. Sie richten sich in der Regel nicht an einzelne Personen, sondern an größere Gruppen, insbesondere an Schulklassen. Daher finden sie meist auch direkt vor Ort statt, d.h. im Klassenzimmer einer Schule; in Frage kommen aber auch Berufsinformationszentren (BIZ) oder Ausbildungs- und Studienmessen. Inhaltlich geht es zum einen darum, Schülerinnen und Schüler dazu anzuleiten, Eignung und Interessen herauszufinden. Zum anderen wird ihnen Wissen über berufliche und akademische Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten vermittelt.
Studierende, die sich auf eine Tätigkeit als Berufsberater oder Berufsberaterin vorbereiten, müssen hierfür an der Hochschule qualifiziert werden. Das Ende 2024 abgeschlossene Kooperationsprojekt „Zwischen Beraten und Unterrichten (ZwiBU)“ widmete sich forschungsseitig dieser Thematik. Beteiligt waren Prof. Dr. Jürgen Seifried und die Doktorandin Teresa Giek seitens der Universität Mannheim und Prof. Dr. Gerald Sailmann von der HdBA.
Zunächst wurden Seminarangebote zur Vermittlung von Berufsorientierungswissen analysiert. Daran anknüpfend wurden hochschuldidaktische Konzepte und Instrumente entwickelt, insbesondere Videovignetten zu Aspekten der Unterrichtsorganisation. Letztere wurden abschließend in der Hochschullehre eingesetzt und mittels quantitativer und qualitativer empirischer Erhebungen ausgewertet.
Ergebnisse der Befragungen wurden bereits bei einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsforschungsnetz im April 2024 in Bonn vorgestellt und liegen nun auch in einem Abschlussbericht vor. Insgesamt zeigte sich, dass die im Rahmen des Studiums durchgeführten schulischen BO-Veranstaltungen viele Parallelen zu Unterricht aufweisen, das Rollenverständnis der Studierenden sich allerdings deutlich abgrenzt zu jenem von Lehrenden. Das dominierende Ziel der Studierenden in den BO-Veranstaltungen ist die Vermittlung inhaltlichen Wissens, pädagogische Aspekte treten in den Hintergrund, außer es handelt sich um Aspekte des konkreten „Classroom Managements“. Mit Hilfe der eingesetzten Vignetten konnten die HdBA-Studierenden dafür bedeutsame Kompetenzen aufbauen, weshalb deren Einsatz im Rahmen der Hochschullehre verstetigt werden soll.