Die Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) feierte am 8. März 2022 den diesjährigen Weltfrauentag zeitgemäß in einem hybriden Format. Das abwechslungsreiche Programm gestalteten Studierende mit einem Team um die Gleichstellungs- beauftrage der HdBA Isabell Forer.
Über den Tag hinweg gab es in den Bibliotheken Schwerin und Mannheim die Gelegenheit, Literaturvorschläge unserer Bibliotheksteams einzusehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. In studentischer Initiative wurde im Foyer in Mannheim zu einer Word Cloud mit Denkzetteln eingeladen. Im Vorbeigehen schrieben Studierende Gedanken zum Weltfrauentag auf. Portraits bekannter Frauen hingen aus, gepaart mit der Anregung am Bild seiner Wahl ein Statement zu platzieren. In einer Spendenbox im Eingangsbereich wurden Hygienemittel und Kindermalsachen für das Mannheimer Frauenhaus gesammelt.
Der gemeinsame Abend startete um 19.00 Uhr im Audimax in Mannheim mit Live-Übertragung in einen virtuellen Raum. Prorektorin Anne Müller-Osten eröffnete die Abendveranstaltung. Mit Blick ins Auditorium zu den jungen Frauen machte sie darauf aufmerksam, dass die Freiheit zu studieren und eigene Berufswege zu wählen, Generationen von Frauen vor uns zu verdanken ist, die sich für Freiheit und Menschenrechte für Frauen eingesetzt haben.
„Dankbarkeit verstehe ich als eine Art Reflexion darüber, dass die Dinge und die Rahmenbedingungen nicht selbstverständlich, nicht einfach so da sind,“ so die Prorektorin.
Moderatorin des Abends, Isabell Forer befragte anschließend im Interview Pia Kranz und Hannah Stay, zwei Studierende des Jahrgangs 2020, zu ihrer Motivation, sich mit der „Gleichstellung“ zu befassen. Die jungen Frauen berichteten, dass die Veranstaltung des letzten Weltfrauentags an der HdBA sie inspiriert hat, sich dieses Jahr zu engagieren und etwas zu bewirken.
An der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit stand der Abend unter dem Motto „Individuelles Erleben von Frauen im beruflichen Kontext“. Isabell Forer führte eine Gesprächsrunde mit Kolleginnen der Hochschule aus Mannheim und aus Schwerin. Im Mittelpunkt standen Fragen, nach Erfahrungen als Frau im beruflichen Kontext und nach dem Umgang mit existierenden Herausforderungen. In Interaktion mit den Studierenden und mit Kolleginnen stellte sich heraus, dass die Selbstakzeptanz eine wichtige Rolle für ein erfolgreiches Leben spielt. Statt sich bei jedem Fehler „in Grund und Boden zu schämen“ und grundsätzlich als Person in Frage zu stellen, hilft es für den Moment zu sagen: „So war´s“ und „Shit happens“. Dass Netzwerke eine tolle Ressourcenquelle sind und Kraft geben können, Schwierigkeiten zu bewältigen. Dass Ohropax in dem Beziehungs- und Offenbarungsohr (siehe Schulz von Thun) mitunter helfen kann, eine Leichtigkeit in zwischenmenschlichen Interaktionen zu entwickeln, statt Energie für komplizierte, emotionsbeladene Gedanken zu verschwenden. Dass der Perfektionismus der falsche Ansatz ist: Übererfüllung von Anforderungen kann beruflich voranbringen, solange sie als solche reflektiert und erkannt wird, um Überforderungen zu verhindern. „Wenn ich 20% runterfahre, leiste ich immer noch 100% - das ist gut zu wissen.“ so die Erfahrung einer aus Schwerin zugeschaltete Kollegin.
Dass Humor auch hilfreich sein kann, zeigte uns eindrucksvoll die Künstlerin Lara Ermer (Link zu laraermer), die das Programm mit ihren zwei Auftritten auflockerte. An Stelle begrifflich in Stereotypen verhaften zu bleiben, machte sie mit ihren Sprachkünsten Mut freier zu denken – sie driftet in die Fahrlücke.
Unter dem Titel „Geschlecht und Wettbewerb – Neue Erkenntnisse aus einem Laborexperiment“ berichtete Professorin Katja Görlitz über Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Umgang mit Wettbewerb. Eindrucksvoll zeigte sie, dass Forschung einen wichtigen Beitrag zur Gleichstellung leisten kann. Sie liefert wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse darüber, dass sich bestimmte Prozesse und Strukturen in Organisationen nachteilig für Frauen auswirken können. Auf dieser Grundlage können wirkungsvolle Lösungen entwickelt werden, indem beispielsweise über Auswahlprozesse nachgedacht wird, die weniger wettbewerbsorientiert sind.
Inspiriert durch das Gehörte und in Verbindung mit den eigenen Erlebnissen konnten die Teilnehmenden dann kreativ werden und mit vielerlei Materialien ihre Gedanken zum Weltfrauentag darstellen. Im Anschluss daran bot das Bibliothekscafé Raum für weitere offene Gespräche bis in den späten Abend.