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Hochschule

Die HdBA informiert

Vortrag der Psychologin Prof. Dr. Iris Mauss (UC Berkeley)

Ringvorlesung Veranstaltungen

– Effekte von Umbewertung belastender Situationen auf Wohlbefinden

Die Internationale Vorlesungsreihe der HdBA erlebte am 17. Mai 2023 einen gelungenen virtuellen Auftakt im Sommertrimester.

Mit einem beherzten „Guten Abend aus Mannheim und guten Morgen nach Oakland Kalifornien“ von Prof. Türkan Ayan als Moderatorin der Veranstaltung wurden über 180 virtuell eingewählte Zuhörerinnen und Zuhörer begrüßt und konnten sich auf den heutigen Vortragsgast, Prof. Iris Mauss (UC Berkeley), freuen.

Über den Vortragstitel „Human Resilience to Stress: How Emotion Regulation Can Help or Hinder“ bot Iris Mauss der interessierten Zuhörerschaft eine differenzierte Analyse auf „kognitive Umbewertung“ (Englisch: reappraisal) als mögliches Erfolgsmittel, um gerade mit belastenden Situationen besser umgehen zu können.

Menschen mit hohem Stresspegel profitieren von Umbewertung als kognitivem Mechanismus, um negative Gefühle abzumildern. Belastende Situationen gehen nämlich in der Regel mit negativem Gefühlserleben einher, was wiederum das Wohlbefinden beeinträchtigen und damit einschränkend auf das eigene Leben wirken kann.

Will man jedoch positive Effekte durch Umbewertung erzielen, ist Akzeptanz und Validierung der Reaktion zur Ursprungssituation ausschlaggebend. Ein Leugnen oder Verdrängen der belastenden Situation ist als Erstreaktion demnach nicht hilfreich.

Diese interessanten Zusammenhänge konnte Iris Mauss über durchdachte Serien in Laboruntersuchungen erheben. Hierbei lieferten methodisch aufwendige Messverfahren (Tagebuchaufzeichnungen, Gefühlsinduktionen, physiologische Parameter, Selbst-/Fremdeinschätzungen) Daten mit teils überraschenden Ergebnissen.

Sind nämlich Situationen, denen man ausgesetzt ist, „kontrollierbar“, das heißt, ein aktives Handeln könnte die eigentlich unerwünschte Situation verändern, geht man besser nicht in die Umbewertung, sondern hält die Spannung aufrecht - sonst droht Inaktivität. So machten Erhebungen im Zeitraum der US Wahlen 2016 deutlich, dass vom Wahlergebnis schockierte Clinton-Anhänger (Trump hatte gewonnen) über Umbewertungen zwar den Wahlausgang besser verkrafteten, aber das eigene Seelenheil mit Passivität bezahlten. Es wurde sich weniger politisch aktiv eingebracht, weniger gespendet oder aktiv Abgeordnete kontaktiert.

Manchmal kann es also besser sein, im stark erlebten Gefühl zu bleiben, um in Aktion zu treten. Gefühle sind handlungsleitend.

Wann man sich dies als Ressource nimmt, sollte gut reflektiert sein.

So betonte Iris Mauss auch verinnerlichte Glaubenssätze („Entity Beliefs“, „Growth Beliefs“) als wichtige Quelle dafür, ob und wie man zur Umbewertungen überhaupt in der Lage ist.

Unser Gast stellte sich nach ihrem Vortrag den Fragen der Zuhörerinnen und Zuhörer. Gerade Implikationen für die Beratung von belasteten Menschen waren dabei von besonderem Interesse.

Im Fokus des englischsprachigen Vortrags von Iris Mauss lag die Aussage: „Umbewertung von erlebtem Stress ist wirkmächtig“, was sich kohärent in die laufende Themenreihe der internationalen Vorlesungsreihe – „How to built … a personality“ – einfügte.