Arbeitswege in MV
Arbeitswege in Mecklenburg-Vorpommern
Projektleitung
Prof. Dr. Stephan Brunow
Drittmittelgeber
Europäischer Sozialfond der Europäischen Union
Projektzeitraum
August 2019 – März 2021
Projektpartner
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
Beschreibung des Projekts
Um das Fachkräfteangebot in Mecklenburg-Vorpommern (MV) zu sichern, untersucht die Studie die Struktur der aus MV auspendelnden Personen im Vergleich zu den Wohnortbeschäftigten. Da Auspendelnde in MV wohnen, stellen sie eine augenscheinlich relativ leicht zu rekrutierende Ressource an Arbeits- und Fachkräften dar. Das Projekt untersucht, wie viele Personen „zurückgewonnen“ werden könnten. Als Datengrundlage wird auf die Integrierten Erwerbsbiografien des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung am Stichtag 15.09.2017 zurückgegriffen. Von der Analyse werden Auspendelnde ausgeschlossen, deren Arbeitsweg im Nahpendelbereich bis zu 34 km liegt. Neben individuellen und beruflichen Charakteristiken werden Erkenntnisse aus den Erwerbsbiografien und betriebliche Informationen gewonnen. Zusätzlich werden Motive des (Aus)Pendelns anhand einer durchgeführten Umfrage analysiert. Die Erkenntnisse liefern zentrale Anhaltspunkte über eine potentielle Rückkehrwilligkeit der Auspendler.
Grundsätzlich stellt das Auspendeln eine Reaktion auf eine geringe Arbeitsnachfrage in MV dar. Auf rund drei Auspendelnde kommt ein Einpendler. Die Zahl offener Stellen liegt weit unterhalb der Anzahl der Auspendelnden. Getrieben wird dies u.a. durch strukturelle Unterschiede in Firmencharakteristiken. Betriebe sind in MV deutlich kleiner und weisen weniger Humankapital auf, was mit einer niedrigeren Produktivität und Entlohnung einhergeht. Auspendelnde sind Fachkräfte und Hochqualifizierte, die häufiger die Betriebe wechseln und höhere Lohnsteigerungen erreichen, was auf besondere Karrierewege hindeutet. Auch pendeln Personen ohne Berufsabschluss in Helfertätigkeiten relativ häufiger aus; die formale Qualifikation ist entscheidend für eine Beschäftigung in MV. Weiterhin zeigt die Untersuchung, dass ein beträchtlicher Teil der Beschäftigten keine, oder nur geringe monetäre Anreize zum Auspendeln hat, wie aus der Grundgesamtheit aller Auspendelnden im Jahr 2017 hervorgeht. Bei einem bis zu zehnprozentigen Gehaltsverzicht, welches etwa den Pendelkosten entspricht, ließen sich ein Viertel der Männer und drei Viertel der auspendelnden Frauen „zurückgewinnen“, insgesamt ca. 26.000 Personen.
Daher müssen Maßnahmen zur Rückgewinnung von Arbeitskräften insbesondere Beschäftigungsmöglichkeiten innerhalb MVs deutlich verbessern als auch zu einer höheren Firmenproduktivität führen. Gleichzeitig müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die Arbeitsplatzsicherheit zu stärken. Frauen sollten im besonderen Fokus stehen