JOB-SPEZIAL: KARRIERE NACH SCHULABSCHLUSS 2014
Ein Duales Studium ist in vielen Berufen möglich / Die Vorteile: Stipendium und Übernahme in den Job
Junge Leute fordern und fördern
Eine Arbeit, die mit Menschen zu tun hat, und eine reale Chance auf einen Arbeitsplatz - das war Gülsah Ünal wichtig, als sie 2008 ihr Duales Studium an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit antrat. Heute ist die mittlerweile 32-jährige gebürtige Düsseldorferin Arbeitsvermittlerin in der Hauptstadt und mit ihrer Situation voll zufrieden. Das Duale Studium hat ihre Erwartungen erfüllt, und ihr Beruf macht ihr Spaß.
Nachdem sie 2001 nach Berlin kam, studierte Ünal zunächst Erziehungswissenschaften. Anschließend landete sie in einer Radio-Redaktion. "Dort hatte ich schon viel mit Berufsbildung zu tun", sagt sie. Mit ihren Beiträgen wollte sie Jugendliche dazu motivieren, sich stärker auf ihren Schulabschluss zu konzentrieren.
Die Arbeitsbedingungen beim Radio waren jedoch unsicher. Deshalb wurde sie hellhörig, als ein Kollege von dem Dualen Studium an der Hochschule der Bundesagentur berichtete. Sie studierte deren Webseite und bewarb sich. Nach einer Vorauswahl, zu der unter anderem ein psychologischer Test gehörte, wurde sie zu einem Bewerbertag eingeladen.
Wechsel von Theorie und Praxis
"In dem Assessment-Center musste ich zum Beispiel eine Präsentation halten", berichtet sie. Es gab außerdem eine Gruppendiskussion und eine sogenannte Postkorbaufgabe, bei der entschieden werden musste, wie man seine Arbeit ordnet und strukturiert. Vier Wochen später erhielt sie die Zusage.
"Das Studium ist in Trimester aufgeteilt", erzählt sie. Alle vier Monate wechseln die Studenten zwischen Theorie und Praxis. Die Hochschule ist an zwei Standorten aktiv: in Schwerin und Mannheim. Fächer wie Berufskunde, Recht, Psychologie, Soziologie und Elemente aus der Betriebswirtschafts- und der Volkswirtschaftslehre gehörten zum Unterrichtsstoff. "Außerdem haben wir die Fördermöglichkeiten der Bundesagentur kennengelernt und erfahren, mit welchen Mitteln die Bundesagentur für Arbeit versucht, Arbeitssuchende und Unternehmen zusammenzubringen", sagt sie. Während des Studiums erhielt Ünal 1 470 Euro, zuzüglich Sozialleistungen, monatlich. Im Anschluss an das Studium wird man von der Arbeitsagentur übernommen. Ein Auslandssemester führte Ünal nach Istanbul. "Dort gibt es ein ganz anderes System", erzählt sie. Das Arbeitsamt ist eine viel kleinere Einrichtung als in Deutschland, denn einen vergleichbaren Anspruch auf Arbeitslosengeld gibt es in der Türkei nicht. Auch die Fördermöglichkeiten sind eingeschränkter.
Ünal spezialisierte sich während des Studiums auf Vermittlung und Integration. Dazu gehört zum Beispiel die Weiterbildung. Sie lernte, wie unterschiedliche Personengruppen in Maßnahmen vermittelt werden können und welche Möglichkeiten es für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen gibt.
Nach Ende des Studiums trat sie ihre Arbeitsstelle in der Weddinger Müllerstraße an. Sie stellt sich auf jeden Klienten neu ein und überlegt gemeinsam mit ihm, was passieren muss, damit er oder sie wieder fit für den Arbeitsmarkt werden. "Das ist etwas Echtes", sagt sie. "Wenn ich es geschafft habe, jemanden zu integrieren, freue ich mich auch persönlich."
Bewerber sollten ihrer Meinung nach "ein Gespür für Menschen" haben und politisch interessiert sein. "Wer auch schon mal arbeitslos war, kann sich gut in die Situation versetzen." Ünal glaubt, dass der Trend zum Dualen Studium wachsen wird. "Viele Arbeitgeber wollen nicht nur einen Theoretiker, sondern auch jemanden, der schon mitangepackt hat", sagt sie. Ein Duales Studium habe "nur Vorteile". (mh.)